Für den Weg nach oben und zurück darf gern etwas mehr Zeit eingeplant werden. Die Dauerausstellung „Als Woltersdorf noch Hollywood war“ lädt mit vielen interessanten Artikeln, Postern und Collagen zum Verweilen ein und informiert über die Geschichte der Filmproduktion zur Stummfilmzeit von Woltersdorf und seiner Umgebung.
Hier bekommt man einen eindrucksvollen Einblick, mit welcher Hingabe und Liebe zum Detail die Bildhauer und Kunsthandwerker damals ans Werk gegangen sind.
„Der Aussichtsturm auf der Höhe der Kranichsberge leuchtet als Wahrzeichen und Wegweiser weithin in die Lande. ...“, so niedergeschrieben in der Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Verschönerungsvereins „Kranichsberg“ e. V. im Jahre 1934.
Der Bau des ersten Aussichtsturmes wird im November 1885 vom Verein beschlossen und bereits am 13. Mai 1886 erfolgt die Einweihung. Der Turm erhält den Namen „Kron-Prinz-Friedrich-Wilhelm-Turm“.
Die Kosten in Höhe von 4.500,- Mark deckt der Verein mit auslosbaren Anteilscheinen von je 20,- Mark, bereits 1893 ist so die Bausumme bezahlt. Bis 1945 bleibt der Turm der Stolz aller Woltersdorfer und ein beliebtes Ausflugsziel für die Berliner. Am 20. April 1945 wird der Aussichtsturm von Angehörigen des Volkssturms angezündet und ein Raub der Flammen. Nur noch die Reste der Fundamente lassen erahnen, wo der Turm einst stand.
Im Jahre 1961 beschließt die Gemeindevertretung Woltersdorf den Bau eines neuen Aussichtsturmes in den Kranichsbergen. Der Magistrat von Groß-Berlin unterstützt den Bau finanziell, da Woltersdorf zur „Perle des Randgebietes von Berlin“ zählt. Die Woltersdorfer wollen wieder einen Holzturm. Die Gemeinde baut gemeinsam mit dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Hangelsberg einen kombinierten „Brandwach- und Aussichtsturm“. Am 08. April 1961 erfolgt die Grundsteinlegung für den neuen Turm. Das Projekt wird vom Woltersdorfer Bauingenieur Rudolf Post in ehrenamtlicher Arbeit geschaffen, die Gemeinde zahlt dafür nichts. Herr Post, lange Jahre Mitglied des Gemeinde-Kirchenrates und der ehrenamtlichen Baukommission im Ort, setzt sich mit diesem Turm ein bleibendes Denkmal. Desgleichen Willi Hildebrandt, Zimmermeister, der seinen Betrieb seit 1931 führt, gemeinsam mit Sohn Reinhard. Diese Holzkonstruktion des Turmes stellt eine Herausforderung für alle beteiligten Woltersdorfer Betriebe dar. Aber auch das Material muss beschafft werden. Dafür zeichnet sich die damalige Mitarbeiterin der Gemeinde Gisela Schuldt verantwortlich. Zement, Bewehrungsstahl, Holz sowie die Bolzen und Muttern sind alles Sonderanfertigungen vom damaligen Reichsbahnausbesserungswerk Finsterwalde – ganz ohne Bezahlung. Heute sagt man dazu „Sponsoring“.
Aber es gab ein böses Erwachen. Das vom Sägewerk Hennickendorf zugeschnittene Holz findet auch andere Interessenten. Zu dieser Zeit baut eine sowjetische Einheit vom Waldlager Rüdersdorf auf dem Kranichsberg eine Richtfunkstation auf. Bauholz wird zum Bunkerbau und für den Bau von Tischen und Bänken „genommen“. G. Schuldt und W. Hildebrandt fahren nach Fürstenwalde zur sowjetischen Kommandantur, also direkt in die „Höhle des Löwen“. Sie werden dort so behandelt, als wenn sie das Bauholz selbst entwendet hätten, sind aber trotzdem erfolgreich. Aus dem Sonderkontingent der Roten Armee erhält Woltersdorf 21 Kubikmeter Holz neu zugeteilt. Am 07. Oktober 1961 ist Richtfest und am 14. Juli 1962 kann die verehrte Altbürgermeisterin Charlotte Matzdorf den Aussichtsturm einweihen und an die Öffentlichkeit übergeben. Zusätzlich wird er von der Forstwirtschaft als Brandwachturm genutzt.
Die technischen Daten des Turmes:
102 Meter über dem Meeresspiegel
25 Meter hoch
ca. 80 Kubikmeter Holz
3,6 Tonnen Stahl
Leider fand nicht nur die Öffentlichkeit großes Interesse am Woltersdorfer Aussichtsturm. 1976 übernimmt die Staatssicherheit der DDR die alleinige Nutzung.
Erst 1990 – als sich am 22. Januar der Woltersdorfer Verschönerungsverein neu gründet – übernimmt dieser von der Gemeindeverwaltung den Schlüssel für den Turm und erhält am 30. April 1992 einen Nutzungsvertrag.
In den Folgejahren veranlasst der Verein weitere Um- und Ausbauten im und am Turm. Im Turm das Vereinsmitglied Gerald Ramm ein Turmmuseum ein: “Als Woltersdorf noch Hollywood war“. Interessante Fotos aus der Stummfilmzeit sowie Kulissenreste von Filmen, die in unserer Gegend gedreht wurden, laden die Besucher ein.
Den Besuchern des Woltersdorfer Aussichtsturmes viel Freude und gute Sicht beim Besteigen des Turms!